25. März 2023

Eine großartige Eröffnung

Das Obergeschoß im Margarete Schütte-Lihotzky Haus platzte nahezu aus den Nähten: Doppelt so viele wie erwartet und erhofft waren gekommen, um bei der Eröffnung der Ausstellung »Der weibliche Name des Widerstands« dabei zu sein.

Alma Gunzek und David Hättich eröffneten und begleiteten unsere Kickoff-Veranstaltung mit Interpretationen von Widerstandsliedern. Walter Oberhauser hatte die Ausstellung grafisch gestaltet, Hillary Plasch die Holzkonstruktion konfiguriert.

Markus Gönitzer und Elena Messner moderierten für die Projektkoordination des WSM. Sie begrüßten zu Beginn die Sponsoren bzw. deren anwesende Vertreter und Vertreterinnen – Trude Wieser-Moschitz vom slowenischen Frauenverband (Zveza slovenskih žena), Nikolaj Orasche vom Verband der slowenischen Partisanen und Freunde des antifaschistischen Widerstands, die Vorsitzende des KZ-Verbands Kärnten/Koroška Regina Taupe sowie die Vorsitzenden des Slowenischen Kulturverbands (Slovenska prosvetna zveza) Mitja Rovšek und des Zentralverbands slowenischer Organisationen (Zveza slovenskih organizacij) Manuel Jug. Ohne deren Unterstützung und ohne die ehrenamtliche Mitarbeit der Kuratorinnen und anderer, würde es diese Ausstellung nicht geben. An dieser Stelle dankten Gönitzer und Messner auch der Besitzerin des Hauses, der Bezirksleitung der KPÖ Klagenfurt/Celovec, die uns den Raum im Obergeschoß des Margarete Schütte-Lihotzky Hauses bis zur finanziellen Konsolidierung unseres Projekts zur Verfügung stellt.

Helga Emperger, Widerstandskämpferin und Tochter der von den Nazis hingerichteten und in der Ausstellung porträtierten Maria Peskoller. 2009 haben Jenny Gand und Lisa Rettl den Film »Wilde Minze« über sie gemacht.

Besonders herzlich und mit Blumen wurden zwei Betagte begrüßt: die Villacherin Helga Emperger und die Ferlacherin Romana Verdel. Ihr familiärer Umkreis, der auch in der Ausstellung vertreten ist, hatte gegen die Nazis Widerstand geleistet und bitter dafür bezahlt. Im Lauf der Eröffnung faszinierten Emperger und Verdel die Anwesenden mit ihren berührenden autobiografischen Berichten.

Andrina Mračnikar gratuliert dem Projekt WerkStattMuseum zur Ausstellungseröffnung. Sie arbeitet derzeit am ersten österreichischen Partisanenfilm.

»Heute machen wir einen ersten Schritt auf einem längeren Weg. Das Ziel: Ein ständiges, modulares, qualifiziertes, lebendiges Museum des antifaschistischen Widerstands« – hieß es unter anderem in der einleitenden Moderation. Das war das Stichwort für die Filmemacherin Andrina Mračnikar und ihr Statement. Sie erinnerte an ihre Rede im Juli 2022, die sie in Klagenfurt/Celovec bei der Veranstaltung der Initiative Domplatz gehalten hatte, sowie an das später gegebene aufsehenerregende Interview für die Kleine Zeitung. Darin hatte sie davon gesprochen, dass sie von einem Museum für den antifaschistischen Widerstand in der Landeshauptstadt träume. Damals »dachte ich nicht, dass dieser Traum vom antifaschistischen Museum so bald schon greifbarer sein wird«, schloss Mračnikar, gratulierte und dankte mit herzlichen Worten den Ausstellungs-Macherinnen.

Helena Verdel: »Die Erzählungen Helga Empergers und Romana Verdels machen uns bewusst, dass diese Frauen nicht nur mit ihren Erinnerungen aus der Nazizeit leben, sondern auch mit dem bis in die heutige Zeit wirkenden generationsübergreifenden Trauma des Erlebten.«
Romana Verdel mit Kuratorin Vida Obid vor dem Bild mit Akteuren und Akteurinnen eines slowenischen Kulturvereins aus ihrer Südkärntner Heimatgemeinde: »Die Hälfte der hier Abgebildeten ist in der Nazi-Zeit umgekommen«. Romana Verdel hat im Krieg dreizehn enge Verwandte, die Mutter, den Vater, alle Tanten und Onkel verloren. Von der großen Familie blieben nur sie selbst, ihre Halbschwester und ihr Cousin am Leben. Die anderen starben in Konzentrationslagern, fielen als Partisaninnen oder Partisan – oder als Soldaten der Wehrmacht.

Die Ausstellung selbst besteht aus zwei Teilen: Zum einen aus einer österreichischen Premiere, der Darstellung des Widerstands der Kärntner Sloweninnen und der Gründung ihrer Antifaschistischen Frauenfront. Kuratiert von Vida Obid und Helena Verdel, die unlängst gemeinsam das Buch »Glej, ta svet je tudi zate« über die Kärntner slowenische Frauenbewegung veröffentlicht haben. Zum anderen aus einem gesamtösterreichischen, kuratiert von Elisabeth Holzinger, die auch das Gedicht zur Ausstellung beigetragen hat. Sissi Rausch und Gerti Malle haben für diesen Teil vier Tafeln verfasst, die für Widerständige aus Kärnten stehen. In Holzingers Einleitungstext werden die unterschiedlichen Bedingungen für den antinazistischen Widerstand der Frauen im slowenischen und im gesamtösterreichischen Bereich benannt. Elisabeth Holzinger ist Mitherausgeberin und -autorin des Werkes »Der Himmel ist blau. Mag sein …«: Eines der frühen Werke, die den Widerstand der Frauen in die Öffentlichkeit gerückt haben.

Angereist aus Wien und herzlich begrüßt: Georg Tidl, Autor erinnerungspolitischer Texte, Sohn und Nachlassverwalter der Texte der in unserer Ausstellung porträtierten Widerstandskämpferin Marie Tidl.
Romana Verdel und Helga Emperger (vorne links und rechts). Zwischen ihnen: Kuratorin Helena Verdel. Zweite Reihe, von links nach rechts: Kuratorinnen Elisabeth Holzinger und Vida Obid, Autorin Brigitte Entner, Kuratorinnen Gerti Malle und Sissi Rausch. Daneben Moderator Markus Gönitzer und Moderatorin Elena Messner.

Die große Beteiligung an der Eröffnungsausstellung unseres WSM ist ein eindrucksvoller Beleg für das Bedürfnis, entscheidende Aspekte des ins Private weggedrückten slowenischen antifaschistischen Widerstands, und überhaupt auch jenes der Frauen in Kärnten und Österreich, ins Licht der Öffentlichkeit gerückt zu sehen.

P.S.:
Alle, die keinen Zugang zum Obergeschoß mehr hatten, weil es gsteckt voll war, ersuchen wir um Nachsicht. Wir laden sie herzlich ein, wieder zu kommen. Kaffee und Kuchen garantiert … und Sitzgelegenheiten!